Dorfbeschreibung aus dem Vorläufigen Denkmalbuch Seite 78

An der Ems und dem bei dem Orte in sie einm�ndenden Matzoff, am Fu�e eines isolierten Bergkegels, des Wartberges, zum Teil selbst noch auf einem niedrigen Ausl�ufer desselben, dem Kirchberg gelegen; letzterer, worauf neben der Kirche ein Gutshof liegt, scheint im fr�hen Mittelalter eine vom Hauptberg durch einen Graben getrennte Befestigung gewesen zu sein. Der Name kommt nach Arnold 1066 vor und ist f�r den Besucher der Gegend selbstverst�ndlich. Ein Adelsgeschlecht nannte sich nach dem Orte; dieser kam sp�ter an die Familie Hund, deren damit belehnter, 1663 erloschener Zweig sich dann Hund von Kirchberg schrieb. Am 30. und 31. September 1631 brannte Tilly bei seinem Durchzug nicht nur das Hundsche Vorwerk nieder, sondern auch den gr��ten Teil des Dorfes: 51 Wohnh�user und 42 Scheunen sanken in Asche.

Der bereits im 11. Jh. urkundlich erw�hnte, im 30j�hrigen Krieg jedoch fast vollst�ndig zerst�rte Ort l��t sein im wesentlichen dem 18. und 19. Jh. entstammendes, sehr einheitliches st�dtebauliches System bandf�rmig am westlichen Fu� des Kirchberges aufgereihter L-f�rmiger Hofanlagen mit Wohnhaus in Giebelstellung zur Stra�e noch klar erkennen. Die dem Gutsbezirk zugeh�rigen kleinma�st�blichen Wohnbauten der ehemaligen Tagel�hner sind malerisch um den Fu� des Kirchberges, an den zum Berg hinauff�hrenden Nebenstra�en und am M�hlenweg gruppiert und zeichnen sich bei meist traufst�ndiger Anordnung zur Stra�e durch Zwerchgiebel aus.

Das teils durch Nutzung nat�rlicher, topographischer Gegebenheiten, teils durch k�nstliche Anlagen gebildete Befestigungssystem – bestehend aus dem Flu�lauf der Ems, dem Bach Matzoff und dem �stlich und s�dlich der Ortslage verlaufenden Graben, der urspr�nglich durch eine Dornenhecke verst�rkt wurde – ist noch deutlich ablesbar und stellt bei d�rflichen Anlagen eine Seltenheit dar.

Der entlang der Wasserl�ufe am Ortsrand sich hinziehende Saum von Obst- und Nutzg�rten ist noch weitgehend unverbaut erhalten und grenzt den in seiner topographischen Lage �u�erst reizvollen alten Ortskern gegen j�ngere Baugebiete ab.

Ein verh�ltnism��ig hoher Anteil erhaltener Fachwerkwohnbauten des 17. – 19.Jhs. in einer noch niederhessischen Auspr�gung sowie einiger Einzelbauwerke und Ensembles von besonderer kulturgeschichtlicher Bedeutung bestimmen das Stra�enbild und geben dem Ort sichtbare geschichtliche Dimensionen.

Im Interesse der Wahrung der Identit�t und geschichtlichen Dimension des Ortes werden als Bestandteil der Gesamtanlage gesch�tzt:

Die Wohnh�user:
        Am Blumenberg 1, 3, 5.
        Am Kirchberg 2, 4, 8, 12     
        An der Ems 1, 2
        Bergstra�e 1, 5
        Bergtor 2, 4, 6
        Emstalstra�e 8,11,13, 16, 17, 22, 25, 28, 29, 31, 37, 39, 40, 49, 51, 61
        M�hlenweg 1, 2, 3, 4, 5   
        Rieder Stra�e Haus Nr. 1

Die Scheunen und Wirtschaftsbauten der Anwesen:
        Emstalstra�e 1, 16, 17, 19, 51.

Die Einfriedigungen der Anwesen:
        Bergtor 6.
        Emstalstra�e 20, 38, 47

Die St�tz- und Einfriedigungsmauern:
        Am Blumenberg, Am Kirchberg, Bergtor,

Die B�ume an der Br�cke �ber die Matzoff im Zuge der K 79 und auf den Anwesen
        Emstalstra�e 16, 20, 32.

Als Kulturdenkmale sind zu sch�tzen:
        Sandsteingew�lbebr�cke �ber die Matzoff im Zuge der K 79 (ein Gew�lbebogen),        
        Sandsteingew�lbebr�cke �ber die Ems im Zuge der K 82 (drei Gew�lbeb�gen, der mittlere
        �berh�ht).

Wohnh�user Emstalstra�e:
  1    Fachwerkbau des 17. Jhdts., z. Zt. verputzt
16    Repr�sentatives Beoispiel eines Fachwerkwohnhauses des fr�hen 19. Jhdts., erbaut 1833
20 Fachwerkbnau in st�dtebaulich wichtiger Lage in der Stra�enbiegung
32 Fachwerkwohnhaus des 17. Jhdts.
33 Ehemalige Schmiede
38 Wohnhaus mit Fachwerkobergescho� aus dem 17. Jhdt.
40 Fachwerkwohnhaus vom Ende des 17. Jhdts mit �lterem St�nderfachwerk im r�ckw�rtigen     
        Bereich
47    In der Form gut erhaltenes Fachwerkwohnhaus des 18. Jhdts.

Wohnh�user An der Ems:
  3 Ehemalige Kapelle aus dem 14. Jhdt.
  6 Fachwerkwohnhaus aus dem 18. Jhdt.

Wohnhaus Bergtor:
  4 Fachwerkwohnhaus des 17. Jhdts.

Wohnhaus Bergstra�e:
  1    Hirtenhaus als sozialgeschichtliches und bauliches Denkmal
        (von den Eignern 1979 unter Denkmalschutz gebracht)

Die Kirche stammt baulich aus verschiedenen Zeiten; der quadratische Chor, welcher wohl einst einen Turm trug, war, wie die Gew�lbeanf�nger beweisen, mit einem hohen rippenlosen Kreuzgew�lbe �berdeckt; er geh�rt mindestens in das 14. Jh. und zeigt nur in der Ostwand noch ein urspr�ngliches kleines Fenster mit gedr�cktem Spitzbogen; der Triumphbogen wurde 1824 entfernt; ein s�dlicher Eingang ist neu. Um 1500 wurde diesem Chor ein langes Schiff vorgebaut, von dem sich als gotischer Architekturteil nur die Westt�r mit ihren Birnst�ben erhalten hat; die Fenster wurden 1839 erweitert, auch einige 1844 neu gebrochen, eine T�r auf der Nordseite in dem herrschaftlichen Stand stammt aus 1682. Die Westwand wurde wahrscheinlich damals in Verbindung mit einem kr�ftigen, beschieferten Fachwerkturm hochgef�hrt. Im Jahre 1699 legte Johann Burkhard von Buttlar, auf den sich der Hundsche Hof vererbt hatte, ostw�rts ein gew�lbtes Familienbegr�bnis an, das vom Chor aus durch eine Treppe und einen breiten rundbogigen Eingang, der jetzt vermauert ist, zug�nglich war.

Im Fu�boden der Kirche lagen viele Grabsteine; sie wurden 1824, wie es in der Fritzlarer Stiftskirche geschehen war, gewendet. Jetzt steht nur, schlecht sichtbar, im Pfarrstand der Grabstein des 1571 verstorbenen Bernhardt Hund mit lebensgro�em Bild desselben in reicher Plattenr�stung. Im Chor ist ein reich profiliertes Sakramentsh�uschen mit Gittert�re in der Nordwand. Der die Kirche umgebende fr�here Totenhof, welcher die ganze Fl�che des Kirchbergs einnahm, war ehemals befestigt und mit einer Mauer umgeben, von der noch die Reste eines Tores mit Fl�gelmauern vorhanden sind. An einer dieser Ringmauer vorgelegten Futtermauer findet sich neben zwei Wappen die Jahreszahl 1681, und unweit davon ein durch eine schmale, mit einer Eisenstange verschlie�bare T�r zug�ngliches gro�es Tonnen-Kellergew�lbe, das ehedem als Gef�ngnis gedient hat.

Ehem. von Buttlarscher Gutshof (�stlich bei der Kirche). Herrenhaus, 18. Jh., mit Zwerchgiebel. Am gegen�berliegenden Wohngeb�ude des 18. Jhs. mit Fachwerkobergescho� zwei Wappensteine 1660 und 1662. Wirtschaftsbauten, 18. und 19. Jh. Der bei der Kirche liegende Gutshof ist durch ein Rundbogentor mit Fachwerkaufbau zug�nglich und bildet noch ein abgeschlossenes Revier; auch das Dorf selbst war, wie vereinzelte Spuren erkennen lassen, durch einen Graben und eine dahinterliegende Dornhecke befestigt.

Im Orte (An der Ems 3) finden sich noch die Umfassungsw�nde einer kleinen Kapelle aus dem 14. Jh.; sie bestand nur aus einem Gew�lbejoch mit dem in f�nf Seiten des Achtecks schlie�enden Chor und ist jetzt zum (ehemals Nr. 61) Wohnhaus eingerichtet, nachdem sie lange Zeit als Viehstall gedient hatte. Die Gew�lbe fehlten l�ngst und auch die Strebepfeiler sind weggebrochen; bis etwa 1880 sah man aber auf dem Westgiebel noch die Kreuzblume und in den mittleren Seiten der Apsis je zwei schmale gekuppelte Spitzbogenfenster. Jetzt sind es nur der Grundri� und das Traufgesims, die an den Kapellenbau erinnern.

Auffallend durch die steinernen, noch dem 17. Jh. angeh�rigen Untergeschosse sind zwei unter dem Kirchberg an der Hauptstra�e stehende H�user Emstalstra�e Nr. 31 (ehemals Nr. 22) und Nr. 35 (ehemals 22�), von denen das erste als Amtshaus gedient hat und in seinen Mauern einen Raum enth�lt, der noch bis in die neuere Zeit als Gef�ngnis benutzt wurde.

Bodendenkm�ler:

a) FSt. „Auf dem Kamp“"
            Fund Keramik der Kaiser-, der V�lkerwanderungs-, der Merowinger- und der Karolingerzeit
            sowie r�mische M�nzen (um 300) und merowingerzeitliches Ger�t.

b) FSt. „Auf dem Kohlm�nnchen“,
            Fund Karolingerzeitliche Siedlungskeramik; Kreuzemailfibel.
            Siedelstelle auch schon merowingerzeitlich durch Keramik belegt (?).

c) Bedeutendes germanisches F�rstengrab in der Kirche und Fundamente von Vorg�ngerbauten.

                                                                           (nach der 2., ebenfalls undatierten Auflage ca 1980)